Mem Library
Bibliothek zur Sicherstellung von Replikationsfehlern
Installation, Oktogon Gallery, LibraryRoom
Ancient American Forms. 2021, 24-karat gilded polystyrene, implemented at ARTBOX
Nach dieser Theorie werden Ideen, Verhaltensformen oder Informationseinheiten als sogenannte Meme durch Kopieren verbreitet. Bei der kulturellen Evolution spielen sie eine vergleichbare Rolle wie die Gene bei der biologischen Evolution. Die kulturellen Gepflogenheiten, die sich in einer Gesellschaft durchsetzen, sind diejenigen, deren Meme – weil sie am besten kopierbar sind – am leichtesten vom Menschen aufgenommen werden. Eine Evolution in Sinne dieser Theorie ist auf die exakte Kopierbarkeit und die Vielfalt der Meme angewiesen. Als eigenständige Replikatoren, die auch mutieren können, sind Meme Träger des kulturellen Evolutionsprozesses.
Veränderungen oder Umdeutungen bestehender Ideen und die Entwicklung neuer Ideen – also Innovation – ist eins der wichtigsten Elemente von Kunst. Demnach könnte die These aufgestellt werden, dass Kunst eine bedeutende Rolle im Evolutionsfluss bestimmter Meme spielt. Dabei scheint gerade nicht das exakte Kopieren bereits bestehender Meme, sondern deren Verändern die Tätigkeit des Künstlers auszumachen.
Der Ausstellungsraum der Preisträgerausstellung des Marion-Ermer-Preises trägt den historisch durch seine Nutzung begründeten Namen ‘Bibliothek’. Die Funktion der Bibliothek als Ort, der Wissen speichert und zum Zweck der Replikation zur Verfügung stellt, bildete den Anlass der Arbeit. Davon ausgehend wurde eine alternative Variante des Wissenszugriffs für transdisziplinäre künstlerische Arbeiten unter konsequenter Bezugname auf die architektonische Situation direkt im speziellen Ausstellungsraum entwickelt. Dieser ermöglichte dadurch eine Benutzung des Raumes als Bibliothek Sicherstellung von Replikationsfehlern und somit Memveränderungen.